Bericht über den Weltmarkt für Edelmetalle für das 3. Quartal 2021
13. 10. 2021
Wir haben im vergangenen Jahr auf die Wahrscheinlichkeit einer steigenden Inflation hingewiesen. Diese Annahme erfüllt sich nun. Die Preise steigen in der gesamten Wirtschaft in einem noch nie dagewesenen Tempo. Die Zentralbanken suchen nach Lösungen, um sie abzukühlen, aber parallel dazu erhöhen viele von ihnen ihre Goldreserven. Seit Jahresbeginn haben sie 333 Tonnen Gold in ihr Portfolio aufgenommen.
5. Oktober 2021, Prag – Im dritten Quartal dieses Jahres bewegte sich Gold in einer relativ engen Spanne um den Preis von 1 800 USD pro Feinunze.
Die einzige Ausnahme war Montagmorgen, der 9. August, als sich eine relativ ungewöhnliche Situation ereignete – diese Situationen treten gelegentlich an den Finanzmärkten auf und werden als blitzartigen Wertverfall – als Flash Crash – bezeichnet. Diesmal fiel der Goldpreis aufgrund der geringen Liquidität auf dem asiatischen Markt unter 1 700 USD und kehrte fast sofort auf 1 750 USD zurück. Grund waren die positiven Nachrichten vom amerikanischen Arbeitsmarkt, die allerdings erst nach der Schließung der Märkte in Asien am Freitag, den 6. August kamen, sowie die Tatsache, dass es am 9. August einen staatlichen Feiertag in Japan und Singapur gab. Dann genügte nur noch eine sehr kleine Menge an verkauftem Gold für einen solchen blitzartigen Wertverfall, der eine Lawine von automatischen Verkäufen auslöste. Die gute Nachricht für Gold war jedoch, dass der Preis beinah sofort auf ein höheres Niveau zurückkehrte und nicht weiter fiel. Diese außergewöhnliche Situation zeigt, dass Gold eine relativ starke Position von ungefähr 1 750 USD pro Unze hat und jeder Preisverfall weitere Käufe auslösen wird und ein längeres Verweilen unterhalb dieses Werts unwahrscheinlich macht.
Wir haben bereits Ende letzten Jahres davon gesprochen, dass mit einer höheren Inflation zu rechnen ist, als die Bezeichnung „Inflation“ unter Notenbankern fast schon ein vulgäres Wort war und alle mehr über die notwendigen Stimuli (also ständiges Geldpumpen) der Volkswirtschaften sprachen als über die drohende Gefahr einer mehrprozentigen Inflation. In weniger als 9 Monaten warnen auch die Notenbanker selbst vor einer Inflation. Die amerikanischen geben allerdings immer noch vor, dass es sich um ein vorübergehendes Phänomen handelt, aber der Hauptgrund für diesen Vorwand ist die Angst vor dem Zusammenbruch der Aktien - und anderer Wertpapiermärkte. Jedes Anzeichen für einen Rückgang des Geldzuflusses in die Volkswirtschaften kann nämlich keinen Flash Crash, sondern einen echten und dauerhaften Rückgang dieser Vermögenswerte und somit eine relativ tiefe Krise verursachen.
Die US-Notenbank steht daher derzeit vor dem Dilemma, die Inflation ansteigen zu lassen oder zu bremsen, womit sie auch einen Aktienrückgang riskieren könnte. In ihrer September-Sitzung erklärte die FED, dass das vorrangige Ziel das Wirtschaftswachstum in Bezug auf die Beschäftigung sei und sie weitere Schritte entsprechend dieser Zahlen unternehmen werde, die bereits im Jahr 2022 entweder zu reduzierten Anleihekäufen und höheren Zinsen oder zur Beibehaltung einer lockeren Geldpolitik führen werden – also zu einem ständigen Geldzufluss in die US-Wirtschaft.
Die Europäische Zentralbank hat im September damit begonnen, ihre Anleihekäufe zu reduzieren, da die Inflation die höchste in der EU seit 10 Jahren ist. Länder auf der ganzen Welt haben Probleme mit der steigenden Inflation, und die Tschechische Republik ist keine Ausnahme. Die Inflation in unserem Land ist die höchste seit 2008, weshalb auch die ČNB (Tschechische Nationalbank) auf ihrer letzten Sitzung ihre Zinssätze rasant erhöht hat.
Andere Zentralbanken kaufen wiederum Gold – sie bauen so die in US-Dollar gehaltenen Reserven ab. Im zweiten Quartal kauften die Zentralbanken weitere 199 Tonnen Gold. Dies ist der höchste vierteljährliche Anstieg seit 2019. Seit Jahresbeginn haben die Zentralbanken bereits 333 Tonnen Gold gekauft. Am meisten kaufte die thailändische Zentralbank – 90 Tonnen, gefolgt von der ungarischen – 63 Tonnen.
Die Preise steigen in der gesamten Wirtschaft – Energie, Lebensmittel, Öl, Erdgas. Alle Preise nähern sich ihren historischen Höchstständen. Edelmetalle scheinen immer noch im Schatten dieser Vermögenswerte zu bleiben, aber man sollte berücksichtigen, dass der Goldpreis extrem im letzten Jahr gestiegen ist, und zwar um 25 %. Seit Anfang dieses Jahres ist der Goldpreis um 8 % gefallen. In der Summe beider Jahre liegt Gold jedoch immer noch im Plusbereich, + 17 %.
Derzeit ist es eindeutig notwendig, beim Aufbau eines Spar - und Vermögensportfolios die Frage der steigenden Inflation zu berücksichtigen. Das Volumen der Einlagen auf Girokonten nimmt deutlich zu. Im Falle einer Inflation sinkt der Wert des derart angelegten Geldes. Bei einer Inflationsrate von 4 % verliert ein Haushalt, der 20 000 EUR auf dem Konto hat, so verliert er in einem Kalenderjahr 800 EUR, also mehr als 2 EUR pro Tag. Wenn die Inflation weiter steigt, und dies ist sicherlich nicht ausgeschlossen, und die Grundrohstoffe um zehn bis hunderte Prozent teurer werden, wird die Abwertung noch höher ausfallen.
Edelmetalle im 3. Quartal 2021
Edelmetalle im 3. Quartal 2021
Gold – Der Goldpreis bewegte sich in einer relativ engen Spanne von 1 750 bis 1 830 USD pro Feinunze. Wichtig für die Preisentwicklung bis zum Jahresende werden die Schritte der US-Notenbank sein, die Anleihekäufe zu reduzieren und die Zinssätze anschließend anzuheben. Die FED bleibt jedoch nur bei mündlichen Erklärungen und hat sich noch nicht entschieden, Maßnahmen zu ergreifen. Sie deklariert die Inflation immer noch als vorübergehendes Phänomen. Dies kann steigenden Goldpreisen förderlich sein, wahrscheinlich bis die FED zum Handeln gezwungen ist. Aber die Frage ist, ob dann ihre Handlungen den Goldpreis senken werden. Eröffnet wird diese Überlegung durch ein Beispiel für den Ansatz der EZB, die ihre Anleihekäufe bereits reduziert hat, allerdings hat der Goldpreis kaum reagiert.
Silber – Es ist definitiv die Enttäuschung des Jahres. Zu Beginn des Jahres haben viele Rohstoffanalysten Silber eine glänzende Zukunft vorausgesagt, aber dies bestätigt sich bis jetzt nicht. Seine Hoffnung bleibt die Entwicklung „grüner“ Technologien, deren Umsetzung sich in diesem Jahr aufgrund des Fehlens einiger Materialien, die für die Herstellung von Solarmodulen erforderlich sind, verzögert und auf 2022 verschoben hat. Der Silberpreis ist so niedrig, dass er jetzt nur noch steigen kann, denn um 21 Dollar pro Feinunze wird der Silberabbau wirtschaftlich nachteilig.
Platin – Der Platinpreis liegt derzeit unter 1 000 USD pro Unze, was der Durchschnittswert seit 2015 ist, als die Dieselgate-Affäre ausbrach und einen Rückgang des Platinpreises ankündigte. Die Entwicklung von Wasserstoffautos und auch die wachsende Popularität von Platinschmuck in Asien bleiben eine Hoffnung für Platin. Auch die allgemeine Rohstoffnachfrage und die steigende Inflation können den Preis fördern. Allerdings erwarten wir in naher Zukunft keinen rasanten Preisanstieg.
Palladium – Der Palladiumpreis fiel im Quartal um 36 %. Hinter dieser Entwicklung steht der Ausfall der Produktion in der Automobilindustrie aufgrund fehlender Chips bzw. Halbleiter, die für ihre Herstellung notwendig sind. Russische PalladiumBergwerke reagierten auf den starken Preisverfall und reduzierten die Marktlieferungen radikal. Sie versuchen, einen weiteren Preisverfall zu verhindern, sind aber bisher damit nicht sehr erfolgreich. Der Nachfragerückgang seitens der Automobilwerke ist wirklich dramatisch. Eine Erholung wird erst zum Jahreswechsel erwartet.